Madlaina Iten ist Fachfrau Gesundheit und hat Soziale Arbeit studiert. Seit Sommer 2024 arbeitet sie an der Lenggstrasse als Sozialarbeiterin auf zwei Stationen. Im Interview erzählt sie, warum kein Tag wie der andere ist, was sie antreibt und wo sie an Grenzen stösst.

Interview und Bild: Tobias Furrer, Stv. Leiter Soziale Arbeit
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Jeder Tag ist sehr unterschiedlich, ich weiss oft nicht was mich erwartet. Ich starte mit einem Austausch im interprofessionellen Team und stimme mich über den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten und Termine ab. Im Gespräch mit den Patientinnen und Patienten schaue ich, was sie brauchen und wie ich unterstützen kann. Sozialversicherungsrechtliche Fragestellungen, Wohnen, Arbeit, Finanzen oder kleinere juristische Schwierigkeiten plagen und behindern sie beim Gesundwerden. Ich priorisiere die verschiedenen Anliegen und mache mich an die Abklärungen. Zum Beispiel nehme ich Kontakt mit den Beiständen auf, gehe auf verschiedene Stellen zu oder berechne aufgrund der Finanzen die Ansprüche für weitere Leistungen. Dann treffe ich mich wieder mit den betreffenden Personen und wir schauen gemeinsam das weitere Prozedere an.
Was sind deine Aufgaben als Sozialarbeiterin?
Ich bin verantwortlich für alle Bereiche des sozialen Lebens. Nach dem Klinikaufenthalt soll das Leben für die Patientinnen und Patienten so gut wie möglich weitergehen, so dass sie wieder Tritt fassen können.
Viele kennen die Sozialarbeitenden aus den Rapporten. Wie sieht die interprofessionelle Zusammenarbeit aus?
Für meine Arbeit ist es wichtig zu wissen, was zurzeit aktuell in der Therapie oder in der Bezugspflege im Vordergrund steht. Um beispielsweise meine Einschätzung abzugeben, ob eine IV- Anmeldung sinnvoll ist, brauche ich auch die Beurteilung der Arbeitsorientierten Ergotherapie. Gemeinsam tragen wir die Informationen zusammen für Berichte an die IV, eine Meldung an die KESB oder das passende betreute Wohnen. Die zuständigen Stellen anzufragen, um eine tragfähige Anschlusslösung zu planen, ist oft eine Herausforderung. Netzwerkwissen ist somit sehr wichtig für uns.
Was motiviert dich, als klinische Sozialarbeiterin in der PUK zu arbeiten?
Die soziale Situation ist für uns alle wichtig. Auch für die Patientinnen und Patienten braucht es eine sozial sichere Umgebung, um gesund zu werden und zu bleiben. Es bereitet mir sehr viel Freude, Menschen in der Psychiatrie auf dem Weg zu begleiten und Hilfreiches zu planen. Ich gehe am Abend nach Hause und habe ein gutes Gefühl, da ich hilfreich sein konnte.
Was ist herausfordernd als Sozialarbeiterin in der Psychiatrie?
Manchmal sind uns die Hände gebunden, da wir auf Rückmeldungen, Fristen und andere Stellen warten müssen oder eine Situation ist schon derart in Schieflage, dass wir nichts mehr tun können. Das Behandlungsteam hat manchmal wenig Verständnis, dass es nicht schneller vorwärtsgeht, das finde ich schwierig. Der Druck steigt stetig, die Schnelllebigkeit und die kurzen Aufenthalte machen es problematisch, tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Ich hätte gerne mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten, um noch mehr herauszuholen.
Was braucht die Psychiatrie der Zukunft?
Aus meiner Sicht haben psychische Krankheiten grosse Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen, die Angehörigen, Arbeitgebenden und auf die ganze Gesellschaft. Ich wünsche mir, dass für diese Herausforderung gutes Fachpersonal und genügend Ressourcen zur Verfügung stehen.