Ein interprofessionelles Team wendet an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich neue innovative Behandlungsmethoden an.
Das Behandlungsteam der Station C1 (v.l.): Dominik Grüter (dipl. Pflegefachmann), Sabine Adler (stv. Stationsleiterin), Maria Silvani Welker (Stationsleiterin) und Dr. Barbora Provaznikova (Oberärztin)
Text: Dominik Grüter, dipl. Pflegefachmann
Bild: Felix Keller
Seit April 2024 bietet die Pflege auf der Station C1 repetitive Transkraniale Magnetische Stimulation (rTMS) an. Hierbei handelt es sich um eine effektive Methode mit einer elektromagnetischen Spule, die auf den Kopf aufgelegt wird. Dabei stimuliert ein Magnetreiz die Nervenzellen im Gehirn. Durch die Stimulation werden depressive Episoden und andere psychische Erkrankungen behandelt. Die wiederholte Anwendung verändert die Gehirnaktivität positiv und verstärkt die Verbindungen zwischen den Gehirnarealen durch eine geförderte Kommunikation der Nervenzellen. In der Neurologie ist diese Behandlung schon seit längerem ein etabliertes Verfahren, welches unter anderem Schlaganfall-Patientinnen und Patienten hilft. In psychiatrischen Einrichtungen erfolgten erste therapeutische Anwendungen in den 1990er-Jahren.
Behandlung auf der Station
Unter der Leitung von Oberärztin Dr. Barbora Provaznikova arbeitet das Pflege- und Ärzteteam bereits routiniert mit rTMS. Das Ärzteteam misst bei der ersten Sitzung den zuständigen Kortex für die Behandlung ab. Dieser wird auf der weissen Kopfhaube markiert. Ein Teil des Pflegeteams ist professionell für die Behandlung geschult und führt die Sitzungen durch.
Die Behandlung wird unterschiedlich gestaltet. Es können verschiedene Protokolle angewendet werden, welche die Nervenzellen stimulieren oder hemmen. Beispielsweise gibt es für Depressionen ein stimulierendes Protokoll oder für Zwangsstörungen ein hemmendes Protokoll. Um den erzeugten «Wellenschlag» bei der rTMS Sitzung zu verstärken, werden parallel zur Behandlung auch psychotherapeutische Gespräche geführt. Mit der Kombination von rTMS und Gesprächen ergeben sich für die Patientinnen und Patienten neue Perspektiven im Hinblick auf die aktuellen Probleme, weil die magnetischen Reize die Nervenzellen positiv beeinflussen.
Eine Sitzung mit rTMS dauert, abhängig vom Protokoll, drei oder 20 Minuten. In der Regel werden in einem Zeitraum von vier bis sechs Wochen 20 Sitzungen durchgeführt. Bei der Stimulation durch die magnetischen Reize kommt es zu kurzen «knackenden» Geräuschen. Je nach Kopfareal und Stärke der Stimulation können in bestimmten Bereichen – zum Beispiel im Gesicht – Muskelzuckungen ausgelöst werden. Die Behandlungen finden im Sitzen und in entspannter Haltung statt.
Im übertragenen Sinne funktioniert die Behandlung folgendermassen: Stellen Sie sich ein kleines Boot auf einem See vor. Wirft man einen Stein in den See, entstehen Wellen, die das Boot bewegen. Die magnetischen Wellen der rTMS wirken ähnlich auf die Nervenzellen im Gehirn. Sie versetzen diese in Bewegung und beeinflussen so deren Aktivität.
Vielversprechende Zukunftsperspektiven
Durch die kurze und einfache Umsetzbarkeit von rTMS ergibt sich für die Patientinnen und Patienten sowie das Behandlungsteam eine neue Möglichkeit, welche zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Dank der internen Schulungen unter der Leitung von Zentrumsleiter Prof. Dr. Sebastian Olbrich wächst das Behandlungsteam an der Psychiatrischen Universitätsklinik stetig. Zudem bietet die Diagnostik etliche zusätzliche Anwendungsgebiete, zum Beispiel in der Sucht- oder Schmerztherapie.