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Yasmine Hittinger-Prantl schätzt ihren Arbeitsort, der den Duft vergangener Zeiten in sich trägt. Für sie ist es aber auch ein Ort der Begegnung, der Reflexion und der Hoffnung.

Foto Yasmine Hittinger-Prantl

Text: Yasmine Hittinger-Prantl, Fachverantwortliche Pflege Zentrum für Stationäre Forensische Therapie
Bild: Daniel Knipping

Es gibt einen besonderen Ort, an dem ich jeden Tag arbeite – «die Rheinau». Dieser Ort ist alt, fast schon ehrwürdig in seiner Geschichte, und er trägt den Duft vergangener Zeiten in sich. Die Pavillon-Gebäude, die sich über das Gelände verteilen, erzählen stumm von den Jahrzehnten, in denen sie all jene beherbergt haben, die von der Gesellschaft vergessen oder verdrängt wurden. Für mich ist die Rheinau aber auch ein Ort der Begegnung, der Reflexion und der Hoffnung.

Einen Unterschied machen

Warum arbeite ich hier in der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich am Standort Rheinau – kurz «die Rheinau»? Das ist eine Frage, die mir oft gestellt wird. Die Rheinau, eingebettet in die Landschaft des Zürcher Weinlands, hat etwas Faszinierendes an sich. Zwischen den Pavillon-Gebäuden und den weiten Feldern scheint die Zeit gelegentlich stillzustehen. Manchmal denke ich, dass es genau diese Ruhe ist, die den Patientinnen und Patienten die Möglichkeit gibt, sich selbst zu begegnen – fernab des hektischen Lebens, das sie so oft überfordert hat. Hier, in dieser Abgeschiedenheit, ist Raum für Reflexion, zum Nachdenken und zur Heilung.

Doch die Rheinau ist mehr als nur ein Rückzugsort. Für mich ist sie ein Ort, an dem ich einen Unterschied machen kann. In den Augen der Patientinnen und Patienten sehe ich oft Schmerz und Verzweiflung, aber auch den Wunsch nach einem Neuanfang. Hier treffe ich Menschen, die vom Weg abgekommen sind, die Fehler gemacht haben – schwere Fehler, die sie hierhergebracht haben. Aber ich sehe auch Menschen, die trotz allem nicht aufgegeben haben, die nach einem Funken Hoffnung suchen. Die Rheinau lehrt uns, dass jeder Mensch, egal wie tief er gefallen ist, eine zweite Chance verdient. Und genau das treibt mich an, auch wenn es Momente gibt, in denen die Arbeit hier sehr überwältigend ist.

Der Mensch als Ganzes

In der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie zu arbeiten, bedeutet, den Menschen in ihrer Ganzheit zu begegnen – mit all ihren Fehlern, Ängsten und Hoffnungen. Es bedeutet, nicht nur die Taten zu sehen, die sie begangen haben, sondern auch die Menschen, die sie sind. Und so gehe ich jeden Tag über die alten Wege im Areal, betrete die Pavillons, die so viel Geschichte in sich tragen, und weiss, dass ich hier am richtigen Ort bin.

Für mich ist die Rheinau mehr als nur ein Arbeitsplatz. Sie ist ein Ort der Menschlichkeit, der Hoffnung und der Möglichkeit, das Leben anderer mit ihnen zusammen zu verändern und bestenfalls zu verbessern.

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