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Christine Rudin gewährt Einblick in ihre vielseitige Arbeit als Sozialarbeiterin im Zentrum für Soziale Psychiatrie. Sie fungiert dabei als Schnittstelle zum sozialen Umfeld der Patientin oder des Patienten sowie externen Fachstellen oder Behörden.

Christine Rudin, Sozialarbeiterin im Zentrum für Soziale Psychiatrie der Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie

Christine Rudin, Sozialarbeiterin im Zentrum für Soziale Psychiatrie der Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie

Interview: Klaus Frenzel, Ergotherapeut
Bild: Markus Breulmann

Wie sieht die Soziale Arbeit für dich im Zentrum für Soziale Psychiatrie (ZSP) aus?

Im Februar 2023 wurde ich für zwei neue Aufgaben im ZSP angestellt. Zum einen ergänze ich das ambulante Team der Abendsprechstunde mit Sozialer Arbeit. Zum anderen biete ich niedergelassenen Zuweisenden die Möglichkeit, ihre Patientinnen und Patienten für eine sozialarbeiterische Unterstützung anzumelden.

Was gehört auch zu deinen Aufgaben?

Seit Februar 2024 bin ich zudem als Sozialarbeiterin in der Akut-Tagesklinik tätig. Ich biete Einzelberatungen für Patientinnen und Patienten an, beteilige mich an Rapporten und Standortgesprächen und unterstütze unterschiedliche therapeutische Gruppen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist wertvoll, da sie eine ganzheitliche Betrachtung der bestehenden psychosozialen Probleme ermöglicht und die Wichtigkeit einer integrierten Sozialen Arbeit hervorhebt.

Hast du ein Beispiel?

In der einen therapeutischen Gruppe «Fit for Work», die von einer Psychologin geführt wird, geht es um den Wiedereinstieg in die Arbeit. Die Perspektive der Sozialarbeit unterstützt hier bei zentralen Fragen und Herausforderungen: Wie lange hat sich die psychische Belastung bei der Arbeit gezeigt? Besteht das Risiko einer Kündigung? Wird weiter Lohn bezahlt? Was spricht für oder gegen eine Neuorientierung? Soll eine psychische Erkrankung beim Arbeitgeber offengelegt werden? Wann unterstützt die Invalidenversicherung? Diese Themen werden in der Gruppe besprochen und Erfahrungen dazu ausgetauscht.

Eine etwas anders gelagerte Ausrichtung hat die Gruppe «Perspektive». Die Leitung liegt bei einer Pflegefachfrau, die durch meine sozialarbeiterische Unterstützung ergänzt wird. Hier erhalten Patientinnen und Patienten nicht nur den Raum, um individuelle Pendenzen aufzuarbeiten, eine ambulante Nachsorge zu organisieren oder Bewerbungen zu verfassen, sondern profitieren auch von meinen Kurzberatungen. So kommen sie oft einen Schritt voran.

«Meine Arbeit vermindert oder löst soziale Probleme, aber zeigt auch Realitäten und Grenzen auf.»

Was ist dir bei deiner Arbeit als Sozialarbeiterin wichtig?

Mir ist es wichtig, dass in der Behandlung unserer Patientinnen und Patienten das biopsychosoziale Modell im Blickfeld steht, womit bei psychiatrischen Behandlungen, nebst Medizin und (psycho)therapeutischem Vorgehen, auch die soziale Dimension angemessen miteinbezogen wird. Soziale Faktoren verursachen oder verstärken oft psychische Probleme. Existenzängste, ungeklärte Sozialversicherungsleistungen oder eine prekäre Wohn- oder Arbeitssituation zum Beispiel sind massive Belastungsfaktoren. Es ist förderlich, wenn alle in die Behandlung involvierten Fachpersonen voneinander ihre Rollen kennen. Meine Arbeit vermindert oder löst soziale Probleme, aber zeigt auch Realitäten und Grenzen auf. So suche ich zum Beispiel keine Wohnungen oder Schulden können nicht getilgt werden, wenn kein Einkommen vorhanden ist. Deshalb müssen auch unrealistische Erwartungen geklärt werden. Patientinnen und Patienten brauchen Zeit, um Schamgefühle oder schlechte Erfahrungen zu überwinden.

Was sollte man über die Soziale Arbeit wissen?

Sozialarbeitende haben an einer Fachhochschule Soziale Arbeit studiert und sind in verschiedenen Bereichen tätig. In der Psychiatrie unterstützen sie Menschen in Schwächezuständen, indem sie deren Erkrankungen berücksichtigen und soziale Probleme in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Finanzen und Sozialversicherungen erkennen, beraten, reduzieren und lösen. Sie zeigen Möglichkeiten und Grenzen auf, erschliessen Ansprüche aus Sozialversicherungen, klären finanzielle Situationen ab, zeigen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten auf und Hilfsangebote im Alltag. Zudem befähigen sie Betroffene zur Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Soziale Arbeit in der Psychiatrie ist eine Schnittstelle zum sozialen Umfeld, externen Fachstellen, Behörden und Ämtern. Die Leistungen der klinischen Sozialarbeit werden über die Grundversicherung der Krankenkasse abgerechnet.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich freue mich über die konstruktive Arbeit in der ambulanten und teilstationären Versorgung. Die sozialen Situationen von psychisch erkrankten Menschen sind oft sehr komplex. zeigt sich, dass die Soziale Arbeit zusammen mit den anderen Therapien effektive und nachhaltige Lösungen bieten kann. Dafür ist es entscheidend, frühzeitig in den Behandlungsprozess eingebunden zu werden, um innerhalb der verfügbaren Zeit das Vertrauen der Patientinnen und Patienten aufzubauen. Ebenso wichtig ist es, ein gut funktionierendes internes und externes Netzwerk sowie eine angemessene Infrastruktur sicherzustellen, um zielgerichtete Unterstützung zu gewährleisten.

Mein Wunsch ist es, dass die Soziale Arbeit in der Psychiatrie weiterhin als wesentlicher Bestandteil der Behandlungsteams anerkannt wird und ihre Bedeutung insbesondere im Kontext der Ökonomisierung gewürdigt wird.

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