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Für drei neu diplomierte Pflegefachpersonen ist klar: Sie wollen weiterhin in der Forensik arbeiten. Über Straftäter, Stigmata und Empathie.

Arbeiten in der Forensischen Psychiatrie, da sie so einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten: Uwe Boschina, Hanah Lienhard und Tarkan Kilicerli (v.l.), alle drei neu diplomierte Pflegefachpersonen.

Arbeiten in der Forensischen Psychiatrie, da sie so einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten: Uwe Boschina, Hanah Lienhard und Tarkan Kilicerli (v.l.), alle drei neu diplomierte Pflegefachpersonen.

Text und Bild: Hanah Lienhard, Uwe Boschina und Tarkan Kilicerli, Dipl. Pflegefachpersonen, ZSFT

Als wir uns für die Ausbildung in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich entschieden haben, war uns nicht bewusst, dass damit ein Praktikum in der Forensik am Standort Rheinau möglich ist und was das bedeuten würde. Für die Zusage zum dritten und letzten Praktikum der Ausbildung am Zentrum für Stationäre Forensische Therapie (ZSFT) waren vor allem der für uns kurze Arbeitsweg und die sehr schön gelegene Klinik inmitten der Natur ausschlaggebend. Ebenso interessierte uns das Spezialgebiet Forensische Psychiatrie sehr, da dieses in der Schweiz nur sehr vereinzelt zu finden ist.

Die psychiatrische Arbeit hat uns bereits vor Beginn der Ausbildung fasziniert. Doch in diesen sechs Monaten Praktikum zeigte sich die sehr spannende Arbeit zwischen den beiden Feldern Justiz und Psychiatrie. Schwerpunkt ist die Sicherung der Patientinnen und Patienten gegenüber der Gesellschaft, die Besserung der Erkrankung, die Steigerung des psychosozialen Funktionsniveaus und die Partizipation an Angeboten und Therapien.

Sinnstiftende Arbeit für die Gesellschaft – und für die Betroffenen

Wir bleiben in der Forensischen Psychiatrie tätig, da wir einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft leisten können, indem wir die psychisch erkrankten Straftäterinnen und Straftäter sichern. Dabei geben wir den Betroffenen die Möglichkeit, sich zu entwickeln und sich gegebenenfalls im Anschluss an die Massnahme wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Alle Mitarbeitenden auf forensischen Stationen treffen eine persönliche und private Entscheidung in Bezug auf die eigene Einstellung und Haltung gegenüber den Patientinnen und Patienten. Eine grundlegend offene Haltung und Empathie sind wesentlich, um sich in einem solch hochkomplexen Themengebiet sich zu bewegen. Es gilt vor allem, mit den Paarungen «Zwang und Fürsorge», «Besserung und Sicherung» sowie «Nähe und Distanz» zu arbeiten, die teilweise widersprüchlich erscheinen. Mit diesen Elementen professionell umzugehen, gibt uns die tägliche Motivation.

Wesentlich dabei ist, im Moment der Begegnung den gesamten Menschen zu sehen, frei von jeglicher Wertung. Empathie bedeutet hier in keiner Weise, dass die Taten akzeptiert werden oder dass Therapeutinnen und Therapeuten sowie andere mitwirkende Personen ihre eigene Haltung anpassen oder gar ändern. Es geht darum, die betroffenen Menschen nicht generalisierend oder verallgemeinernd sondern sehr differenziert zu betrachten, in den einzelnen Facetten und ohne Stigmatisierung, die leider oft von den Medien ausgeht.

«Wir geben den Betroffenen die Möglichkeit, sich zu entwickeln und sich gegebenenfalls im Anschluss an die Massnahme wieder in die Gesellschaft zu integrieren.»

Nicht zuletzt begleitete uns in unserem Lernprozess eine wunderbare, sehr motivierte und kompetente Berufsbildnerin. Dazu durften wir auch ein tolles Team kennenlernen, das uns rege unterstützt hat. Wir schätzen zudem die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit sehr engagierten und supercoolen Fachpersonen. Diese Möglichkeit, von erfahrenen wohlwollenden Kolleginnen und Kollegen zu lernen, Ideen auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, trägt wesentlich zu unserem beruflichen Wachstum bei. Vor allem die Unterstützung und der Austausch innerhalb des Teams haben unsere Motivation gestärkt, hier weiterhin zu arbeiten.

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